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Warum wir Papas so sind, wie wir sind. Und was die Mamas davon haben.

Eigentlich ist es einfach. Und trotzdem tun wir uns so schwer. Nicht nur mit uns selber, sondern vor allem auch im Umgang mit unseren Liebsten. Obwohl wir uns lieben, wollen und brauchen, vergeht kaum ein Tag ohne gegenseitiges Nerven. Doch warum nur? Und vor allem: Geht's auch ohne?

Dieser Post kommt aus tiefstem Herzen. Und ich möchte damit für einmal die Mamas direkt ansprechen.



Einerseits, um euch meinen Respekt und meine Wertschätzung zu zeigen. Denn all das, was ihr tag täglich leistet, ist grossartig. Ohne Mütter wäre unsere Welt verloren. Und wir Väter erst recht.

Andererseits, um ein paar Dinge über uns Väter klar zu stellen und unser Verhalten zu erläutern. Damit es euch hilft, mehr Klarheit und Leichtigkeit in den alltäglichen Umgang mit uns zu bringen. Für euer eigenes Wohl, und für das Wohl der Familie.




Wir tun Unser Bestes. Immer.


Das stimmt. Auch wenn es manchmal kaum zu glauben ist. Vor allem dann, wenn ihr das Gefühl habt, statt einem Mann ein weiteres Kind im Haus zu haben. Aber wir Papas geben das Beste, was wir können. Das betrifft natürlich alle, nicht nur die Väter. Jeder Mensch, sei er nun Mutter, Vater, Kind, Frau, Mann, Single, Chef, Angestellter oder was auch immer, gibt stets das Beste, was ihm in der jeweiligen Situation zur Verfügung steht. Und doch passieren regelmässig Sachen, die schmerzen und verletzen. Wir erleben Momente, in denen wir am liebsten Schreien würden. Momente, die uns traurig machen und verzweifeln lassen. Warum nur?

Die Frage ist nicht, warum jemand nervig oder rücksichtslos ist. Die Frage ist: Warum kann dieser Jemand in einer bestimmten Situation nicht etwas Besseres geben oder sein? Oftmals eben nicht, weil er nicht will. Sondern weil er schlicht nicht kann. Doch halt: Das ist keine billige Ausrede für jedes Verhalten. Denn letztendlich ist jeder Mensch für seine Aussagen und Taten persönlich verantwortlich. Immer. Dennoch ist es eine neurowissenschaftliche Tatsache, dass wir zu 95% unbewusst agieren und reagieren. Und da kommen all unsere Erfahrungen, Erlebnisse, Glaubenssätze, Muster und Prägungen zum Tragen. Mit Vollgas!

Auch wenn wir etwas bewusst nicht wollen, das Unbewusste hat uns fest im Griff.

Denn dieses System ist schneller und stärker. Und dominiert unser willentliches Denken und Handeln. ABER: Wir sind dem nicht einfach machtlos ausgeliefert. Das wäre ja viiiiiiel zu einfach. Natürlich können wir unser Unterbewusstsein beeinflussen und zum gewünschten Verhalten entwickeln.




Ich bin halt so... Oder doch nicht?


Vor allem wir Männer helfen uns gerne aus der Patsche mit der Aussage: «Ich bin halt so, wie ich bin!». Diese Aussage stimmt... eben nicht wirklich.

Wir sind das Resultat all unserer Erfahrungen, Erlebnisse und Entscheidungen. Denn all das hat sich in uns abgespeichert. Und lebt als Muster und Prägung in unserem Unterbewusstsein weiter.


NUR: Wir bestehen nicht bloss aus einem einzigen Ich. In uns schlummern Hunderte oder Tausende von Ichs. Alles, was wir erlebt haben, ist in uns. Sowohl positiv wie auch negativ. Und diese Ichs kommen unterschiedlich zum Vorschein. Je nach Situation und Emotion.

Darum bin ich eben nicht einfach so, wie ich bin. Es stellt sich eher die Frage, welche Seite von mir sich gerade zeigt. Und ob ich diese Seite ausleben will – oder eben nicht.

Was alles war, können wir nicht mehr ändern. Das gehört einfach zu uns. Sehr wohl können wir aber bewusst steuern, was jetzt ist und was noch sein kann. Wenn wir denn wollen.




Was uns Papas wirklich prägt


Im Grundsatz wollen wir Menschen allem und allen gerecht werden. Das liegt in unserer Natur. Nur ist das schlicht nicht möglich. Das hat nichts mit Wollen zu tun, sondern mit Können. Es geht einfach nicht. Das zu begreifen, schützt uns davor, uns ständig selber abzuwerten. Natürlich ist jeder Mensch und damit jeder Vater einzigartig. Jeder hat seine eigene Geschichte, macht seine eigenen Erfahrungen, trifft seine eigenen Entscheidungen.

Und trotzdem haben alle Papas etwas gemeinsam: Jeder Vater ist auch Sohn.

So gibt es eben ein paar generelle Sachen, die uns als Söhne und Jungs besonders geprägt haben. Anders, als es eben die Mädels erlebt haben. Sachen, die uns bis ins heutige Erwachsenenalter begleiten und unser Verhalten prägen. Einige Beispiele für solch generelle Prägungen sind fehlende Anerkennung, abwesende Väter, Leistungsdruck und starre Rollenbilder. Bei den Mädchen waren es das «Jööö, so herzig» und das «Hast du ein schönes Röckchen an». Bei uns Jungs waren es «Du musst etwas leisten» und «Jungs weinen nicht». Nettes Aussehen vs. knallharte Leistung. Nicht ohne Grund ist den meisten Frauen ihr Aussehen und den Männern ihr Ansehen so wichtig.

Als Söhne wurden wir darauf getrimmt, zu denken statt zu fühlen. Verstand statt Herz.

Im Verstand zu leben und das Herz zu verschliessen ist hart. Sehr hart. Und es macht uns Männer hart. So hart, dass wir abstumpfen. So, dass wir nicht mehr in der Lage sind, eigene Gefühle und Emotionen wahrzunehmen. Geschweige denn, sie zu zeigen. Das Motto? Kontrolle statt Gefühl. Leistung statt Liebe. Und nun sind wir auch noch selber Vater. Und tragen die Verantwortung, etwas weiterzugeben. Doch was? Es soll etwas Anderes und Besseres sein, als uns weitergegeben wurde. Nur sind wir selber so mit Kontrolle und Erfolg beschäftigt, dass uns nichts besseres einfällt. Zudem lebt uns niemand vor, wie es auch anders gehen kann. Dieser Mix aus Widerspruch und Orientierungslosigkeit zerreisst uns zusätzlich. So war ich jedenfalls jahrelang unterwegs. Und bin es zum Teil immer noch. Denn Muster und Prägungen lösen sich nicht einfach in Luft auf. Da braucht es einen bewussten Prozess, der etwas dauern kann. An dieser Stelle sei gesagt, dass es natürlich nicht alle Väter betrifft. Aus meiner persönlichen Erfahrung aber die meisten. Solltest du als Frau ein seltenes Exemplar der verschonten oder bereits transformierten Gattung Mann zu Hause haben, dann schätze dich umso dankbarer. Denn der Weg zurück zum menschlichen Kern ist heftig. Er verlangt uns in unserer heutigen Gesellschaft alles ab. Er führt nämlich gegen den Strom. Es braucht Wille, Mut und Stärke. Und es braucht Frauen und Mütter, die uns dabei unterstützen. Denn ohne euch sind wir verloren. ABER: Der Weg ist gangbar. Und verlockend. Denn er bedeutet Bewusstsein, Freude und Freiheit.




Ohne Anerkennung kein Selbstwert


Noch ein paar Worte zur erheblichsten Prägung. Fehlende Anerkennung führt unmittelbar zu einem geringen Selbstwertgefühl. Das ist eine der zentralsten Ressourcen, die den meisten Erwachsenen heute fehlt. Ein geringes oder fehlendes Selbstwertgefühl ist eine der Hauptursachen für alle Arten von psychischen Leiden. Und sie führt direkt in die Kompensation. Sei es durch Sport, Karriere, Macht, Manipulation, Konsum, Alkohol, Drogen oder jegliche Form von Leistung und Sucht.


Als Söhne wurden wir zwar gelobt, jedoch selten anerkannt. Ein Lob betrifft immer das, was wir können. Anerkennung hingegen das, was wir sind. Als Junge gab es primär zwei Dinge, worin man gut sein konnte, um gelobt zu werden: Schule und Sport. Gute Noten und sportliche Top-3-Resultate wurden mit vielen Bravos begrüsst. Zum Leidwesen derer, die da nicht glänzen konnten. Und zum späteren Leidwesen derer, die ihr Leben darauf aufgebaut haben. Diese schmerzliche Erfahrung musste ich selber machen. Als Kind war ich immer vorne dabei. In der Schule wie im Sport. Das hat mir sehr viel Lob gebracht. Ich habe verstanden, dass man viel bekommt, wenn man fleissig ist und etwas gut kann. Applaus für gute Noten und Medaillen. Also Liebe für Leistung. Das war mein Verständnis. Darauf hat sich meine ganze Kindheit und Jugend aufgebaut.

Mit 18 habe ich mit dem Leistungssport aufgehört, bin in der Schule zum Minimalisten mutiert und habe später das Studium geschmissen. Dabei habe ich meine komplette Identität verloren. Denn ich hatte mich bis dahin nur mit meinem Können identifiziert, nicht aber mit meinem Wesen als Solches. Da war bloss eine Hülle aus Selbstvertrauen vorhanden, aber kein Kern aus Selbstwert. Und diese Hülle wurde einfach weggefegt. Nichts war mehr da. Vom Vorzeigejungen zum Versager. Also habe ich es versucht zu kompensieren. Mit Alkohol, mit Drogen, mit Frauen und natürlich wieder mit Leistung. Animiert von anderen Jungs im gleichen Modus. Fast zehn Jahre lang. Bis ich meine Frau Fabienne getroffen habe. Und sie mir die Anerkennung und Liebe geschenkt hat, die ich so bitter nötig hatte. Und die mich hat reifen und wieder Mensch werden lassen.

So konnte ich die letzten zehn Jahre Selbstwert aufbauen, Orientierung finden, mich und mein Leben hinterfragen, Gefühle zeigen und mich langsam von den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen lösen. Meine Kinder haben diesen Prozess deutlich verstärkt, indem sie mir den Spiegel vorhalten. Ehrlich und voller Liebe. Und ich von ihnen lernen kann. Jeden Tag.

Es ist also nicht so, dass wir Väter nicht wollen. Nur haben wir eine verdammte Angst davor, zu versagen. Es nicht zu schaffen ist die vermeintliche Höchststrafe. Also setzen wir alles daran, in irgend einer Form Erfolg zu haben. Und riskieren dabei alles: unsere Gesundheit, unsere Familie und unsere wahre Identität. Dabei sehnen wir uns einfach nach Anerkennung. Ohne es zu wissen. Dass wir so gesehen und geliebt werden, wie wir sind. Ohne etwas können und leisten zu müssen.




Und was hast du jetzt als Mama davon?


Zu verstehen, warum wir Väter so sind, ist schon einmal wichtig. Denn oft ist genau das ausschlaggebend. Oftmals ist nicht die Beziehung oder die fehlende Arbeit an der Beziehung das Problem. Sondern viel mehr das Verständnis für einander und für die unbewusste Situation des Anderen. Das kann so manche Paar- oder Familientherapie ersparen. Schon klar: Indem ich etwas verstehe, hat sich noch nichts verändert. Du willst jetzt natürlich wissen, was du als Frau und Mutter mit dieser Erkenntnis machen kannst. In erster Linie geht es darum, dass es nicht um dich geht. Ganz genau. Auch wenn du das Gefühl hast, etwas nicht richtig zu machen, nicht mehr zu gefallen, nicht geliebt zu werden oder sogar zu nerven.

Das Verhalten deines Partners hat nichts mit dir zu tun.

Du kannst noch so viel versuchen, doch solange dein Mann in seinen Mustern lebt, wird er sich nicht ändern. Und dich nicht sehen.


Ja, ihr wart einmal sooooooo verliebt. Ach, wie war das schön und unbeschwert. Und dein Mann war so nett und aufmerksam zu dir. So richtig verliebt halt. Zum Glück. Nur wurde er danach wieder von seinen alten Mustern und Prägungen in Empfang genommen – so wie du auch. Und darin ist er nun gefangen. Weil es ja fast ausschliesslich im Unterbewusstsein passiert. Die erste und allerwichtigste Frage lautet: Bist du es dir Wert, dir etwas gutes zu tun? Die zweite und ebenfalls wichtige Frage: Ist dein Mann es dir Wert, dass du etwas gibst, ohne etwas zu erhalten? Ja, ich weiss. Er hat schon lange nicht mehr, er sollte doch viel mehr, und immer kommt es von dir... Nur bringt dich das nicht weiter. Weder dich persönlich noch euch als Familie. Und da du als Frau von Natur aus smarter und reflektierter bist, liegt meine Hoffnung auf Besserung auch bei dir. Solltest du also diese zwei Fragen mit JA beantworten, dann gebe ich dir folgenden Hinweis: Zeige deinem Mann die Anerkennung, die er sein Leben lang nicht erhalten hat. Die Anerkennung für das, was er IST. Nicht für das, was er tut oder kann. Denn etwas gebe ich offen zu: Wir Väter sind oft noch Kind. Was auch gut ist. Denn das Kind in sich zu bewahren ist wichtig, um Freude zu haben und achtsam zu sein. Wir sind es aber auch deshalb, weil unser inneres Kind als Kind verletzt wurde. Und so emotional nicht reifen konnte.

Anerkennung für unser Wesen hilft, unser inneres Kind zu heilen. Damit es Heimat findet.

Und diese Heimat heisst Mensch sein. Einfach nur Mensch sein. Das ist nicht nur genug, sondern das ist das wahre Leben. Das sage ich dir aus meiner Überzeugung als Familienvater. Und hoffe, damit dein übergrosses Mama-Herz zu berühren.

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